Für die Schule war das Jahr 1997 ein Jahr der Angst und Gefahren. Ende 1996 – jedoch vor allem 1997 – installierte sich eine Drogenbande in der Nähe der Wohnung einer Lehrerin und der Köchin Dona Nanci, ca. 2 km von der Basisschule entfernt.
Drogenhändler, von der Polizei verfolgt, drangen in das Haus der Köchin ein, um sich zu verstecken. Zum Glück war sie nicht zu Hause. Diese Stelle befindet sich dort, wo fast alle vorbei müssen, um zur Schule zu gelangen. Bis heute hat der Krieg rivalisierender Drogenbanden unzählige Tote gefordert. Auch sogenannte Kaputzenmörder gehen Tag und Nacht ins Viertel und erschiessen auch am hellichten Tag diejenigen, die auf der “Liste” stehen. Ehemalige Schülerinnen und Schüler sind auch unter den Opfern. Nach einem der letzten Vorfälle ging die Projektleiterin Christiane Rothvoss nicht mehr den normalen Schulweg. Was bedeutet, dass aus zwei Stunden Hin-und Rückweg nun fast 4 Stunden werden, nur um ein wenig mehr Sicherheit zu garantieren. Anfang des Jahres wurden um 11 Uhr früh vier Jugendliche erschossen, genau an dem Tag und auf dem Weg, den Christiane genommen hätte, um zur Konferenz zu gehen, wenn die Frauen sie nicht gewarnt hätten. Am 19.9.1997 berichtete eine Lehrerin, dass hinter dem Hügel bei der Schule wieder Leute erschossen wurden. Am 20. September meldete das Radio, dass es seit Anfang des Jahres im Grossraum Recife 1647 Ermordungen gab, 13% mehr Tote als im Vorjahr. Analyse: Verzweiflung über Arbeitslosigkeit, Hunger, Elend, Perspektivenlosigkeit usw… Aus diesen Gründen musste die Schule in diesem Jahr viele Pläne auf halber Strecke ruhen lassen: z. B. die Augenuntersuchungen der Kinder. Es wäre unverantwortlich gewesen, in einer solch gefährlichen Situation Ärztinnen und Helferinnen zur Schule zu bitten. Diese Situation war auch für Hannes und Marlene im Frühling gefährlich, musste doch Marlene das Weiterbildungsseminar für die Lehrerinnen in Christianes Wohnung organisieren. Dieses Jahr wurde drei Mal in die Schule eingebrochen. Die Personen liessen ein Papier mit der Aufschrift –HUNGER- zurück und nahmen ausschliesslich Lebensmittel mit. Im gleichen Zeitraum strich die Stadtverwaltung die Lieferung von Grundnahrungsmitteln, da die Schule auch Kinder ausserhalb des regulären Alters aufnimmt. Nach kräfteraubendem Protest erhält die Schule nun wieder Grundnahrungsmittel, die jedoch nicht für alle Kinder reichen. Nach wie vor wird der Schulbetrieb ausschliesslich von Spendengeldern aus Deutschland und der Schweiz getragen. Hannes Müller und Marlene Grieder konnten dank Eurer Hilfe im Frühling 1997 der Schule
14 000 Franken überreichen. Zusätzlich brachten sie 500 Zahnbürsten – gespendet von den Primarschulkindern in Wangen – und 250 von einem Oltner Zahnarzt gespendete Zahnbürsten nach Recife. Weiter konnten sie 70 Brillengestelle überreichen, welche Optiker von Olten gespendet hatten. Es ist geplant, die Kosten für die Brillengläser durch unseren Verein zu finanzieren, sobald die Augenärztin die Kinder untersucht hat. Trotz der geschilderten gefährlichen Umstände waren Marlene und Hannes in der Basischule. Hannes Müller flickte den von den Wangnerschulen gespendeten gebrauchten Umdrucker. Eine Feder fehlte, so musste er einen ganzen Tag in der Stadt nach einer geeigneten Feder suchen und siehe da, die Nadel im Heuhaufen wurde gefunden. Die Lehrerinnen waren überglücklich, nicht mehr jede Kopie von Hand ausdrucken zu müssen. .Eine Riesenüberraschung war ebenfalls die Occasions-Schreibmaschine, die Hannes aus der Schweiz mitgebracht hatte. Grosse Freude bereitete auch das aus Euren Spendergeldern gekaufte Werkmaterial. Wie Ihr seht – die Basisschule ist auch weiterhin auf Eure Solidarität angewiesen. Wir brauchen Eure Hilfe!!! Die Jahresrechnung 1997 kann bei der Kassierin Susi Rotzetter, Blackenmatt 24, 4612
Wangen eingesehen oder von ihr angefordert werden (bitte adressiertes und frankiertes Rückantwortcouvert beilegen!). Es ist für den Vereinsvorstand Ehrensache, dass ausschliesslich Versandkosten (für den Jahresbericht und allfällige Spendenaufrufaktionen) in Rechnung gestellt werden, so dass Gewähr gegeben ist, dass Ihre Spendenfranken optimal dem Projekt zugute kommen. An dieser Stelle danken wir dem Treuhandbüro Jürg Grütter,
Wangen, für die jeweilige kostenlose Revision der Vereinsrechnung. Wir danken ganz herzlich für Eure bisherige und zukünftige Unterstützung
Für den Verein Liberdade
Marlene Grieder
Elisabeth und Georg Niggli
Susi Rotzetter Johanna Ginsig Hans Martin Müller Der Verein
Im Januar 1998