Liebe Gönnerinnen und Gönner
Auch dieses Jahr besuchte ich unsere Schule.
Die Zuckerrohrernte hat begonnen. In den Abend-und Nachtstunden lassen die Grossgrundbesitzer die Felder anzünden. So brennen die Blätter, riesige Rauchschwaden ziehen zum Himmel. Fährt man an den Bränden vorbei, muss man um Luft ringen. Am nächsten Tag stehen nur noch die Zuckerrohrstängel. Massen von Tagelöhnern schlagen in brütender Hitze für 5 Euro pro Tag den wirtschaftlich wichtigen Rohstoff. Ohne Kranken-und Altersversorgung und ohne gewerkschaftliche Organisation sind die Tagelöhner den Grossgrundbesitzern schutzlos ausgeliefert. Moderne Sklaverei sieht heute so aus.
Die Landlosen fallen mit den vielen Plastikzelten am Strassenrand auf. Sie warten darauf, dass endlich eine radikale Landreform stattfindet, damit sie endlich selber anbauen können.
Lula, der Präsident von Brasilien, gibt sich sehr Mühe, jedoch regiert in Brasilien immer noch
Gewalt, Korruption, Armut und Hunger.
Im Stadtteil unserer Schule hat sich daher auch nichts Wesentliches verändert. Der Zuzug ist stärker, da der Stadtkern von Recife aus allen Nähten platzt. Die Randgebiete werden stetig mehr bevölkert.
Die Arbeitslosigkeit ist gross, und die Verrohung der Jugend nimmt immer mehr zu. Die Schulpsychologin, die in der Schule arbeitet, ist da nur ein Trostpflaster.
Ihr könnt erahnen, mit welchen Problemen der Schulalltag der Lehrerinnen belastet ist.
Das Schicksal hat in der Gruppe mehrmals dieses Jahr schwer zugeschlagen: der jüngere Bruder von Mariluce wurde auf der Strasse (aus Versehen) erschossen, Betanias Mann hat Krebs und macht eine Chemotherapie, Marines hat ganz kurz hintereinander Vater und Mutter verloren, Luzinete hat sich bei einem Sturz schwer verletzt, Isabel hatte mehrmals einen Zusammenbruch in der Schule: zu tiefer Blutdruck, und Luci musste im November am Magen operiert werden.
Da im Moment in Deutschland die Gelder knapp sind, zahlten wir mit euren Spendegeldern ein halbes Jahr die Löhne der Lehrerinnen. Ohne Extras kostet die Schule im Monat 8000
Schweizerfranken, dazu kommen monatlich 900 Franken für die Psychologin.
Verschiedene Arbeiten müssen dringend erledigt werden wie: montieren eines Ventilators im Zimmer der Psychologin, Schlösser ersetzen an den Zahnkästen, Stühle und Tische reparieren, Reparatur des Kopierers. Für die kleinen Kinder muss ein separates WC gebaut werden, da die Gesundheitskommission dies so verordnet hat. Im Moment hat es zwei Klos
in einem Raum, und für die Kleinen ist dies gefährlich, da einige der grösseren Kinder bereits
Geschlechtskrankheiten haben und diese übertragen können.
gruppe_2007__kleinMüssten wir weiterhin für die Löhne aufkommenn, bräuchten wir einiges mehr an Einnahmen. Klar ist immer noch, dass Deutschland nach wie vor für die Löhne aufkommt und die Schweiz für alles andere, wie Schulmaterial, Lebensmittel, Renovationen und den
Lohn der Schulpsychologin. Mit einigen Sitzungen während meines Aufenthaltes konnten wir zu aller Zufriedenheit ein tragfähiges Budget erstellen.
Dank eurer Unterstützung gedeiht die Escola uniao comunitaria und sichert ihren Weiterbestand. Es ist immer wieder erfreulich, dass sich neben den vielen Einzelpersonen auch Schulen, Gemeinden, kleinere und grössere Gruppen und Vereine für das Schulprojekt einsetzen. Dank Vorträgen durfte unser Verein grössere Spenden durch Aktivitäten wie Dorfmärkte, Weihnachtsmärkte, Schulveranstaltungen usw. entgegen nehmen. Wir hoffen natürlich, dass wir auch 2008 auf euch zählen dürfen. Bitte tragt weiter dazu bei
Im Namen der Kinder, der Lehrerinnen und unseres Vereinsvorstandes danke ich allen, die dieses Projekt mittragen, von ganzem Herzen.
Alles Liebe und Gute im neuen Jahr.
♥ Herzliche Grüsse Marlene Grieder